Wurzeln: Grundorgane von Pflanzen

Der geneigte Leser wird vermutlich nach dieser Überschrift aufschreien und sagen, dass Wurzeln mitnichten Grundorgane von Pflanzen sind. Und jeder, dem dies aufgefallen ist, hat Recht. Denn es gibt auch Pflanzen, die keine Wurzeln haben. Pilze zum Beispiel. Die nutzen das sogenannte Myzel. Wenn man es also richtig schreiben möchte, müsste die Überschrift „Grundorgane der Kormophyten“ heißen. Kormophyten oder auch kurz Kormus sind Pflanzen, die in drei Teile gegliedert sind. Der Sprossachse, dem Blatt und der Wurzel. Und um letztere wollen wir uns heute einmal kümmern. Dazu kommen die unterschiedlichen Wurzelarten, Wurzelsysteme, Wurzelformen und Wurzeltypen

Es gibt verschiedene Arten von Wurzeln, die bei den meisten Pflanzen mehrere Aufgaben haben. Es gibt aber auch Wurzeln, die nur dazu da sind, damit die Pflanze auf dem Untergrund Halt findet. Dabei handelt es sich um sogenannte Tillandsien, einer Pflanzenfamilie, die mit mehr als 550 Arten die vielfältigste überhaupt ist und zur Familie der Bromeliengewächse gehört.

Wurzelarten: Die Funktion von Wurzeln

Wurzeln haben drei Hauptaufgaben, ohne die die Pflanze nicht überleben könnte. Hat die Pflanze keine Wurzeln, übernehmen diese Aufgaben andere Bereiche.

  1. Befestigung
    Das ist gerade für den Gärtner mitunter eine lästige Sache und zwar dann, wenn es sich um Unkräuter handelt. Denn hier gibt es zahlreiche Sorten, die besonders tiefe und weitverzweigte Wurzeln bilden und so extrem schwer zu entfernen sind. Beispiele sind der Löwenzahn, der Giersch und auch die Brennnessel.
  2. Wasseraufnahme
    Verantwortlich hierfür sind vor allem die Haarwurzeln, die sich an den Wurzeln selbst befinden, und die Seitenwurzeln. Ältere Wurzeln nehmen selbst kein Wasser mehr auf, sondern leiten diese zu jüngeren Wurzeln um.
  3. Mineralstoffaufnahme
    Auch hierfür sind die Wurzeln zuständig, die Nährstoffionen aus dem Boden absorbieren und so der Pflanze zukommen lassen. Bis auf Wasserpflanzen, die Nährstoffe über die gesamte Pflanzenoberfläche aufnehmen, tun dies bei allen Kormophyten die Wurzeln.

Darüber hinaus gibt es Pflanzen, bei denen Wurzeln sich umbilden und somit weitere Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel:

  • Speicherwurzeln: Besonders Pfahlwurzeln speichern hier wichtige Reservestoffe.
  • Atemwurzeln: Kommt vor allem bei Pflanzen vor, die im Sumpf wachsen.
  • Luftwurzeln: Werden von Pflanzen gebildet, die auf anderen Pflanzen wachsen und deren Wurzeln keine Möglichkeit haben, den Boden zu erreichen. Diese Wurzeln nehmen Wasser aus der Luft auf.
  • Wurzeldornen: Bestimmte Palmenarten bilden Luftwurzeln, an denen Dornen zum Schutz der Pflanze zu finden sind.
  • Rhizome: Sie dienen als Nährstoffspeicher und auch zur vegetativen Vermehrung. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um Wurzeln, sondern um verdickte Sprossachsen. Beispiele für solche Wurzelausläufer sind u. a. Flieder, Essigbaum, Bambus, Blauregen, Korkenzieherweide, Baumwürger. Hier sollte man immer mit einer Rhizomsperre arbeiten, denn die Ausläufer können bis zu 15 Meter entfernt noch immer auftreten.

Die Wurzelsysteme

Die Gesamtheit der Wurzeln einer Pflanze wird als Wurzelsystem bezeichnet. Dabei gibt es zwei Hauptwurzelsysteme:

  • Heterogenes Wurzelsystem = Hier bildet sich eine Hauptwurzel, die senkrecht nach unten wächst und von der aus Seitenwurzeln abzweigen. Bei diesem System gibt es zwei Keimblätter (Dikotylen).
  • Homogenes Wurzelsystem = Hier gibt es keine einzelne Hauptwurzel, sondern viele gleichrangige, also gleichstarke Wurzeln. Bei diesem System gibt es nur ein Keimblatt (Monokotylen).

Die Wurzelarten

Im Grunde gibt es drei Wurzelarten, die für Gärtner relevant sind:

  • Flachwurzler
  • Tiefwurzler
  • Herzwurzler

Im Grunde kann man für alle drei Wurzelarten Beispiele geben, das heißt aber noch lange nicht, dass die Pflanzen immer besagte Wurzeln bilden. Denn welche Wurzeln gebildet werden, kommt auch immer auf die Bodenbeschaffenheit an. Auf lockerem Sandboden würde sich vermutlich kein Baum halten, der nur flache Wurzeln ausbildet.

Flachwurzler

Diese Art von Pflanzen nehmen Wasser Nährstoffe durch das in den Boden sickernde Oberflächenwasser auf. Die Wurzeln bilden sich ringförmig um die Pflanze aus und treten daher in Konkurrenz zu den Pflanzen, die ebenfalls ein flaches Wurzelsystem bilden. Bei der Gartenplanung sollte dies entsprechend berücksichtigt werden. Entweder, es wird ausreichend Abstand zu den Nachbarpflanzen eingehalten oder man setzt Flach- und Tiefwurzler im Wechsel. Achtung: Flachwurzler sind besonders wind- und sturmgefährdet.

Beispiele für typische Flachwurzler sind: Fichte, Birke, Essigbaum, Kiefer, Magnolie, Haselnuss, Liguster, Thuja, Hainbuche, Rhododendron, Kastanie, Feldahorn, Kamelie, Sommerflieder, Trompetenblume, Baumwürger, Scheinzypresse, Zierquitte, Clematis, Ginster, Prunkspiere, Bambus, Forsythie, Erdbeere, Efeu, Ballhortensie, Ranunkelstrauch, Lavendel, Wilder Wein, Azalee, Blauregen, Duftschneeball, Fliederspier.

Tiefwurzler

Eine Hauptwurzel treibt hierbei in Richtung Grundwasser und nimmt überwiegend aus tieferen Regionen die Nährstoffe auf. Größere Pflanzen wie etwa Tannen oder Kiefern können Wurzeln bilden, die bis zu 30 Meter tief senkrecht in den Boden wachsen. Aber auch bei kleineren Tiefwurzlern sind Tiefen bis zwei Meter keine Seltenheit. In der Regel haben Tiefwurzler immer eine Pfahlwurzel. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn es gibt auch Tiefwurzler ohne Pfahlwurzel, wozu zum Beispiel die Esskastanie, der Amberbaum oder das Chinesische Rotholz zählen.

Beispiele für typische Tiefwurzler sind: Tanne, Föhre, Wacholder, Eibe, Deutsche Eiche, Esskastanie, Steinkraut, Buchsbaum, Bartblume, Weißdorn, Wacholder, Mispel, Kirschlorbeer, Feuerdorn, Robinie, Hundsrose, Linde, Mehlbeere, Weinrebe, Rose, Lupine.

Herzwurzler

Bei den Herzwurzlern bilden sich Wurzeln in alle Richtungen aus, sind dabei aber nicht geprägt auf flache oder tiefe Ausbreitung. Das heißt, dass ein Herzwurzler sowohl flache Wurzeln haben kann, wie auch sehr tiefe, wobei die starken Wurzeln nicht zwangsläufig nach unten wachsen, sondern auch in der Horizontalen zu finden sind. Würde man sich den Querschnitt ansehen, würde man eine Herzform vorfinden – daher der Name.

Beispiele für typische Herzwurzler sind: Linde, Spitzahorn, Lärche, Walnuss, Amberbaum, Hainbuche, Ginkgo, Tulpenbaum.

Schäden durch Wurzeln vermeiden

Dass sich Pflanzen, die nicht genügend Abstand voneinander haben, den Lebensraum streitig machen können, wissen wir. Natürlich nicht nur oberirdisch, sondern auch – oder gerade – bei den Wurzelsystemen. Da Wurzeln unberechenbar sind und versteckt wachsen, man das Wachstum also nicht verfolgen kann, ist es ratsam, gewisse Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Gerade bei Tiefwurzlern sollte man wissen, wo Abwasserrohre verlaufen. Wurzeln sind so stark, dass diese kein Problem haben, in Wasserrohre einzudringen und diese so zu beschädigen. Ein weiteres Problem können besonders Flachwurzler sein, wenn diese besonders starke Wurzeln bilden (vor allem bei Bäumen). Sie unterwachsen dabei Bodenbeläge, Terrassen oder dringen gar in Teiche und Gartenhäuschen ein oder beschädigen nicht selten Betonbauten wie Garagen oder Keller. Auch sollte man darauf achten, dass diese Wurzelarten nicht zum Nachbarn wandern und dort Schäden anrichten.