Unkraut jäten: Ab auf die Knie!

In der Regel hatten Yannick und Lennard recht angenehme Themen, wenn sie sich am Gartenzaun trafen. Heute war das anders. Denn Silke, die Frau von Yannick, hat ihm einen Auftrag gegeben: „Schatzilein“, rief sie ihm hinterher, als er gerade mit zwei Bierflaschen im Garten verschwinden wollte. Und immer wenn sie diesen säuselnden Ton anschlug und dabei noch „Schatzilein“ rief, sollte Yannick schnell Land gewinnen. Doch heute war es zu spät. „Das Unkraut im Gemüsebeet müsste gejätet werden.“ Als Yannick diese Worte hörte, verdrehte er die Augen. Doch damit nicht genug: „Und wenn du schon dabei bist, könntest du auch noch eben schnell im Blumenbeet Ordnung schaffen.“ „Eben schnell“ hatte sie gesagt. Ha – wenn sie wüsste, wie lange Unkraut jäten dauert. Naja, Frau hat ein Machtwort gesprochen, also war Widerspruch zwecklos. Aber bevor er die harte Arbeit angehen würde, stand ein Besuch am Gartenzaun auf dem Programm. Lennard wartete schließlich schon.

Unkrautvlies – und Unkraut jäten war gestern

„Na Yannick, du machst ja ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter“, begrüßte Lennard seinen Freund. „Was ist denn los?“ „Hast Du Silke eben nicht mehr gehört? Sie will, dass ich Unkraut jäte.“ Yannick verzog das Gesicht so, dass Lennard schmunzeln musste. „Ach du Armer. Aber ab und zu muss das eben sein.“ „Schon klar. Trotzdem hab ich keine Lust. Möchtest Du vielleicht?“ Lennard lachte laut auf: „Ach ne du, lass mal gut sein. Aber ich habe einen Tipp für dich, wie du dir in Zukunft die Arbeit sparen kannst.“ „Echt? Ja dann schieß los!“

„Das Zauberwort heißt Unkrautvlies. Dadurch ersparst du dir das Herumrobben im Beet. Liegt bei mir auch überall.“ „Ja, das hab ich mir auch schon mal überlegt, aber das sollte man doch verlegen, bevor das Beet bepflanzt ist, oder?“ Lennard nickte: „Da hast du recht, aber beim Gemüsebeet ist das kein Problem, das erntest du vor dem Winter ja ab, also kannst du das Vlies dort perfekt verlegen. Und in den Blumenbeeten gibt es auch eine Lösung.“

Unkraut jäten ist harte Arbeit

Normalerweise robbt Yannick alle zwei bis drei Wochen mit der kleinen Harke im Beet herum und holt alles Unkraut aus dem Boden raus, was den Blumen oder dem Gemüse den Lebensraum nehmen könnte. Im Gemüsebeet ist es optisch nicht so schlimm, im Blumenbeet schimpft Silke immer wieder über diese unansehnlichen Pflanzen, die da so nicht hingehören. Also muss Yannick mal wieder ran. Aber wenn das mit Unkrautvlies viel einfacher geht, wäre er ja schön blöd, wenn er das nicht machen würde.

„Also Yannick, dann pass mal auf. Zuerst brauchst du das Unkrautvlies. Das gibt es aus unterschiedlichen Materialien. Wichtig ist, dass du ein Material wählst, das reißfest ist. Auch sollte es nicht zu grobporig sein, sonst wächst das Unkraut wieder durch. Beim Gemüsebeet trägst du ein paar Zentimeter der Erdschicht ab, legst das Vlies rein und bedeckst es wieder mit Erde. Das war es auch schon. Willst du nun anpflanzen, dann werden Löcher ins Vlies gemacht, gerade so groß, dass du die Pflanze einsetzen kannst. Auf die Erde solltest du dann noch etwas Rindenmulch geben. Das Vlies ist wasserdurchlässig, das Gießen ist also kein Problem. Ab und an kann es passieren, dass an den Stellen, an denen du gepflanzt hast, oder auch mal am Rand, etwas Unkraut durchkommt, dafür hast du aber den Rindenmulch, alternativ musst halt ab und zu mal etwas Rupfen. Mit dem Unkraut jäten ist das aber nicht zu vergleichen.“

Yannick strahlte. „Mensch, das ist echt ein toller Tipp. Das probier ich dann im Herbst gleich mal aus. Und was mache ich, wenn ich das in einem Beet verlegen möchte, das bereits bepflanzt ist?“ „Da nimmst du das Vlies, schneidest es auf die Beetgröße zu und legst es vorsichtig über die Pflanzen. Dort, wo sich welche befinden, machst du nun Löcher rein, die natürlich so groß sein müssen, dass die Pflanze durchpasst. Das machst du natürlich nicht dann, wenn die Blume in voller Blüte steht oder sich im Wachstum befindet, sondern ebenfalls im Herbst, noch besser im Frühling. Dann bleiben auch die Löcher entsprechend klein. Ansonsten trägst du hier keine Erde ab, sondern legst das Unkrautvlies einfach auf und gibst dann eine dünne Schicht Erde drauf, ehe wieder der Rindenmulch kommt.“

Unkrautvlies auch bei Steingärten und Wegen

„Na gut, das werde ich wohl schaffen. Und wenn ich dich brauche, ruf ich dich einfach.“ „Na klar, kein Problem“, sagte Lennard und wies noch auf folgendes hin: „Das Unkrautvlies kannst du übrigens auch dann auslegen, wenn du größere Flächen mit Kies auslegen möchtest. Wolltest du nicht einen kleinen Weg nach hinten ins Gartenhaus anlegen?“ „Ja genau! Das wollte ich nächstes Jahr angehen. Ach, da geht das auch?“ „Ja natürlich. Da solltest du es unbedingt auslegen. Stell dir vor, du musst ständig auf dem Kiesweg herumkrabbeln, um Unkraut zu jäten. Weg markieren, Grasnarbe ausheben, Vlies auslegen, mit Kies auffüllen, fertig.“ „Super, das mache ich. Na dann werde ich mich jetzt das letzte Mal um das Unkraut kümmern.“ Sprachs und machte sich auf den Weg ins Beet, das es mal wieder mächtig nötig hatte. Lennard sah seinem Freund hinterher, nahm noch einen Schluck aus der Bierflasche und freute sich, dass ihm diese Arbeit erspart blieb.

Text: Holger Schossig