„Oh guck mal Mutti, ein Eichhörnchen!“ Die Nachbarstochter rief das neulich lauthals durch den Garten, sodass man in der ganzen Siedlung wusste, was Sache war. Bis die Mutter von drinnen nach draußen in den Garten kam, war das Eichhörnchen allerdings schon wieder verschwunden. Kein Wunder bei dem Geschrei … Nachdem die Tochter der Mutter ihr Leid geklagt hatte, dass das süße kleine Tier plötzlich verschwunden sei, meinte die Mutter nur: „Das macht nichts. Eichhörnchen sind eh schädlich. Die fressen nämlich die kleinen Vögel auf.“ Daraufhin war der Tag für das Mädel gelaufen, die kreischend im Haus verschwand. Ohweia!
Eichhörnchen sind keine Schädlinge
Dieses Vorurteil, das die Mutter da wohl hat, stammt von einer kleinen Minderheit, meist Jägern, die diesen Standpunkt scheinbar noch immer vertreten und verbreiten. Zwar gehören Eichhörnchen zu den Allesfressern und so kann es auch mal vorkommen, dass ein Nest mit kleinen Vögeln geplündert wird, aber das ist eben der Lauf der Natur. So gesehen müssten alle Tiere, die andere Tiere fressen, Schädlinge sein. Doch das Argument geht noch weiter: Auch fressen Eichhörnchen die Rinde von Bäumen und die Knospen von Jungpflanzen und sorgen so dafür, dass diese Pflanzen und Bäume absterben können. Das mag im Einzelfall so sein, aber haben Sie schon mal von einem Wald gehört, der durch Eichhörnchen kaputt ging? Nun kann sich jeder selbst ein Bild von diesen Argumenten machen.
Eichhörnchen: Scharfe Zähnchen
Wer schon mal genauer hingesehen hat, der wird bemerkt haben, dass Eichhörnchen in der Regel nur alleine unterwegs sind. Die Einzelgänger streifen vor allem durch Parks und Wälder, lassen sich aber auch immer wieder in Gärten blicken, vor allem, wenn man etwas weiter draußen wohnt. Eichhörnchen sind prinzipiell nicht gefährlich, haben aber sehr scharfe Zähne, die sie zum Nüsseknacken brauchen. Daher sollte man ihnen nicht zu nahe kommen, denn wenn sie mal zubeißen sollten, dann tut das höllisch weh. Es ist aber nun nicht so, dass Eichhörnchen, wie aus so manch schlechten Horrorfilmen bekannt, Menschen angreifen. Ein Biss wäre wohl nur dann zu erwarten, wenn sie sich bedroht fühlen, wobei die meisten vermutlich eh Reißaus nehmen.
Bevorzugt trifft man Eichhörnchen im Herbst im Garten an. Dann kann es schon mal passieren, dass man sie dabei überrascht, wie sie in Beeten buddeln. Das ist nicht schlimm, denn sie vergraben dort nur ihren Vorrat für den Winter. Denn Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, allenfalls Winterruhe. Ansonsten sind sie das ganze Jahr über aktiv. Sofern Sie beobachten, wie Eichhörnchen Nüsse oder sonstiges Futter in Ihrem Garten vergraben, lassen Sie die Vorräte dort, wo sie sind. Die Tiere finden diese auch nach Monaten und meist sind es die einzigen Futterquellen im Winter. Nicht wenige verhungern, weil sie ihre Vorräte nicht wiederfinden bzw. diese durch Menschen entfernt wurden.
Wenn Sie den Eichhörnchen im Winter etwas Gutes tun wollen, dann legen Sie einfach ein paar Nüsse aus, wie Haselnüsse oder Walnüsse (bitte keine Mandeln und Erdnüsse füttern). Ab und an bedienen sich die possierlichen Tierchen auch am Vogelfutter, aber eben nur dann, wenn sie ihre eigenen Vorräte nicht mehr finden sollten.
Eichhörnchen wohnen in Kobeln
Die Nester von Eichhörnchen werden Kobel genannt. Diese bauen sie bevorzugt in Bäumen in einer Höhe von mindestens sechs Metern, weil sie sich so sicher fühlen. Meist legen sich die Tiere mehrere dieser Kobeln an und nutzen sie gleichzeitig. Zum einen zum Schlafen in der Nacht (Schlafkobel) und zum Ausruhen tagsüber (Schattenkobel). Auch müssen sie aufgrund von Parasitenbefall immer wieder mal umziehen.
Vielleicht bekommen Sie beim Kaffeekränzchen ja mal Besuch von so einem niedlichen Tier, dann werfen Sie ihm eine Nuss zu und lassen es seiner Wege ziehen.
Bilder: © Lucien Stapel