„Morgen Yannick, Du sag mal“, hörte man Lennard erst neulich sagen, als sich beide wieder mal am Gartenzaun trafen, um über dies und das zu schnacken. Lennard hatte dieses Mal allerdings etwas auf dem Herzen: „Ich möchte meinen Sichtschutz erneuern. Das alte Zeug soll endlich weg, das sieht ja nach nichts mehr aus.“ Da hatte Lennard etwas angesprochen, was Yannick auch in seinem Garten schon lange ein Dorn im Auge war. Beide hatten noch immer den alten, unansehnlichen und mittlerweile löchrigen Sichtschutz aus Schilfrohr, den man in den 1980ern eben verwendet hatte, weil günstig und einfach zu installieren. Heute, 30 Jahre später, „ist das nix mehr“, wie sich beide auszudrücken pflegten. „Ständig glotzt die Hilde von nebenan durch die Löcher. Ich vermute ja, dass die die selbst reinmacht, damit sie auch alles mitbekommt“, erzählte Lennard. „Da muss jetzt endlich was geschehen. Hättest Du da nicht eine Idee, wie man Sichtschutz selber bauen kann?“
Yannick hatte. Nicht nur eine, sondern gleich ein paar Ideen. „Hol Du mal zwei Flaschen Bier, ich hol mal Zettel und Stift und dann machen wir Brainstorming, oder wie das die Jugend heute nennt.“ Gesagt, getan. Fünf Minuten später fanden sich beide wieder an ihrem Stammplatz am Zaun ein, ließen sich auf ihren Gartenstühlen nieder und begannen, Pläne zu schmieden.
Für Yannick ist Sichtschutz selber bauen ein Kinderspiel
„Also pass auf“, fing Yannick an, „wenn du den Sichtschutz selber bauen willst, dann hätte ich drei Vorschläge, die wir zusammen relativ einfach umzusetzen können. Erstens den Sichtschutz aus Stoff, zweitens einen Sichtschutz mit Rankgitter oder drittens eine Mauer. Welches Schweinderl hätten´s denn gern?“ „Den Sichtschutz mit Rankgitter würde sicherlich meine Frau bevorzugen, das dauert mir aber zu lange, bis der blickdicht ist. Über die anderen beiden können wir schnacken. Erklär mir doch gerade mal, was der Sichtschutz aus Stoff ist.“ Lennard war froh, dass er Yannick kannte, denn da wusste er, dass jemand Ahnung hat. Und gemeinsam würden sie das auch stemmen, da war er sich sicher.
„Ein Sichtschutz aus Stoff ist mal was anderes. Wir basteln uns einen Holzrahmen in der Größe, wie du das haben willst, versehen die Innenseite des Rahmens mit kleinen Ösenschrauben und spannen da einen wetterfesten und stabilen Stoff rein, den wir an den Lochösen mit einem Kunststoffseil befestigen und so richtig schön spannen können. So hält das Ganze auch, wenn mal eine starke Brise kommt. Das Gute daran ist, dass der Windschutz, im Gegensatz zu Elementen, die vollständig aus Holz bestehen, viel leichter ist und somit auch mobil eingesetzt werden kann.“ Diese Vorstellung gefiel Lennard, denn ein mobiler Sichtschutz kann so auch mal von A nach B bewegt werden. „Das hört sich ja prima an. Ich denke, Yannick, ich würde mich dann für diesen Sichtschutz entscheiden. Auch wenn Antje mir immer in den Ohren liegt, sie will eine Mauer aus Naturstein haben.“ „Ach“, entgegnete Yannick, „kein Problem. Ich werde mir eine Mauer hochziehen, dann kannst du Antje immer mit einem Stück Kuchen zu mir rüberschicken und sie darf sich die Mauer bei mir anschauen. Das passt prima, weil von Silke krieg ich ja keinen Kuchen.“
Sichtschutz selber bauen: Gemeinsam ans Ziel
Wie gut, dass sich Yannick und Lennard kannten und auch gegenseitig halfen. Der mobile Sichtschutz für Lennard war innerhalb von zwei Stunden fertig. Die Mauer brauchte etwas länger, aber auch die stand innerhalb von zwei Tagen.
Nun hatte Lennard aber so viel Gefallen an seinem neuen Sichtschutz gefunden, dass er noch am selben Abend Yannick am Gartenzaun traf, um ihm zu eröffnen, dass er nun doch noch einen Sichtschutz mit Rankgitter haben möchte. „Du Yannick, ich hab mit Antje gesprochen und sie meinte, dass sie im hinteren Bereich des Gartens, also dort, wo die Sitzecke mit den Kletterrosen ist, auch gerne noch einen Sichtschutz haben will. Da kann sie sich dann mit ihren Kletterrosen austoben. Meinst du, das können wir nächste Woche angehen? Da hat Antje doch Geburtstag und ich möchte sie überraschen.“ „Na klar, Lennard, das kriegen wir hin, ne.“ Und so sah man die beiden in den kommenden zwei Tagen immer wieder im Gartenhäuschen verschwinden, um dort geheimnisvoll zu werkeln.
Am Tag des Geburtstages fuhr Lennards Frau Antje vormittags zum Friseur. In dieser Zeit bauten die beiden Hobbygärtner die beiden Sichtschutzelemente auf und pflanzten noch jeweils zwei Kletterrosen hinein. Die Überraschung ist Lennard auf jeden Fall gelungen. Und während sich Lennard und Yannick am Abend auf ein Bier am Gartenzaun trafen, hockte Antje zusammen mit Yannicks Frau Silke inmitten der Kletterrosen, klatschten und tratschten und schmiedeten vermutlich schon wieder Pläne für Ihre Männer, damit sich die nicht allzu lange an gemütliche Stunden am Gartenzaun gewöhnen.
Text: Holger Schossig