Eigenes Obst im Garten ist wohl der Traum eines jeden Gärtners. Vor allem dann, wenn man gerne Obst isst. Geschmacklich nicht mit gekauftem Obst zu vergleichen. Doch nicht jeder kann das Obst im Garten anpflanzen, das er gerne möchte, erst recht dann nicht, wenn der Garten sehr klein ist. Viele glauben das, doch es geht besser, als mancher denkt. Die Lösung: Spalierobst. Spalierobst ist nicht nur schön anzuschauen, sondern auch sehr platzsparend. Allerdings muss man einige Kenntnisse haben, damit das auch was wird. Wir wollen versuchen, Ihnen ein bisschen was beizubringen.
Der passende Ort für das Spalierobst
Im Grunde kann nahezu jedes Obst als Spalierobst angebaut werden. Die gängigsten Obstsorten sind Weintrauben, Äpfel, Birnen, Kirschen, Himbeeren, Stachelbeeren, Zwetschgen und Brombeeren. Aber auch Pfirsiche, Quitten, Aprikosen und sogar Kiwi sieht man immer wieder in unseren heimischen Gärten. Von Vorteil ist es, wenn der Ort, an dem das Spalier angebracht wird, sonnig und somit warm ist. Ideal für Spalierobst ist es, wenn der Stamm sehr kurz ist und schon nach ca. 30 Zentimetern die ersten waagrechten Triebe wachsen. Dies sollten Sie beim Kauf – am besten in einer Baumschule – beachten.
Das Spalierobst im ersten Jahr
Bevor es losgeht, sollten Sie den zukünftigen Standort für Ihr Spalierobst gut auswählen. Der Baum muss sich frei entfalten können, er braucht Platz, vor allem in die Höhe und in die Breite. Gut geeignet sind Mauern, da die Pflanze hierbei auch besser gegen Witterungseinflüsse geschützt ist. Haben Sie den richtigen Platz gefunden und wurde der Obstbaum eingepflanzt, dann ist nun der wichtigste Schritt, die Leitäste und die Leittriebe aufzubauen. Dabei handelt es sich um die kräftigsten Äste, die waagrecht fixiert werden, idealerweise mit Schlauchband aus PVC, um die Äste nicht zu beschädigen. Alte Zweige werden regelmäßig entfernt. Einmal im Jahr und zwar im Frühling, noch vor dem Austrieb, erfolgt der Pflanzenschnitt. Dabei werden die Spitzen der Äste soweit zurückgeschnitten, dass nur noch eine nach unten gerichtete Knospe übrig bleibt. Die anderen Seitentriebe werden radikal eingekürzt.
Ist der Sommer angebrochen, dann folgt das, was der Gärtner Spalierobst erziehen nennt. Nun werden zwei neue Seitentriebe – möglichst wieder die kräftigsten – ausgewählt, die als seitliche Leittriebe dienen und wiederum waagrecht fixiert werden. Bitte nicht zu sehr biegen, da die Zweige sonst brechen können. Nehmen Sie deshalb am besten Bambusstäbe, die Sie im 60 Grad-Winkel zur Senkrechten anbringen und im Laufe der nächsten Wochen Stück für Stück in die Waagrechte bringen. Die Triebe, die senkrecht nach oben stehen, werden wieder gekappt, die Spitzen der unteren Leittriebe werden dagegen genauso waagrecht fixiert, wie gerade beschrieben.
Das Spalierobst ab dem zweiten Jahr
Im zweiten und auch dritten Jahr können Sie weitere waagrechte Triebe setzen, sofern Sie genügend Platz dafür haben. Verfahren Sie wie oben ausgeführt. Ansonsten ist jedes Jahr im Frühling der sogenannte Erhaltungsschnitt nötig. Dabei werden alte und stark verzweigte Fruchtholzzweige relativ kurz zurückgeschnitten. Zwar werden dadurch auch Knospen entfernt, der Ertrag wird also weniger, dafür sind die Früchte, die Sie ernten, aber größer und in der Qualität um einiges besser.
Natürlich hängt der Ertrag auch vom Wetter und vor allem von der Befruchtung ab. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, der kann auch Spalierobst nehmen, das selbstfruchtend ist. Das bedeutet, dass die Pflanzen ohne Fremdbestäubung Früchte bilden.
Spalierobst mal anders
Es ist möglich, Spalierobst im Kübel zu ziehen. Auch wenn der eine oder andere damit womöglich erfolgreich ist, würden wir es nicht empfehlen. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen muss der Kübel winterfest gemacht werden, zum anderen müssen Kübelpflanzen im Sommer öfter gegossen werden, als wenn Sie im Boden wachsen würden. Und wenn die Pflanze dann mal so groß ist, dass der Kübel nicht mehr ausreicht, müssen Sie das Spalierobst umtopfen. Das kann die Pflanze nachhaltig schädigen. Daher nicht empfehlenswert.
Spalierobst muss nicht immer an einer Wand angebracht werden. Auch als Sichtschutz kann man es pflanzen. Wie wäre es mal mit Spalierobst als Hecke? Die wird zwar nicht so blickdicht wie andere Hecken, ist aber der etwas andere Blickfang. Wichtig: Eine Hecke aus Spalierobst macht ungleich mehr Arbeit, vor allem beim Anbringen des „Klettergerüstes“. Hier brauchen Sie Pfähle, die stabil und in gleichmäßigen Abständen in den Boden getrieben werden. Außerdem waagrecht gespannte Drähte oder Seile, an denen die Leitäste fixiert werden können.
Bild: © me_tra – Fotolia.com (#40923800 – Spalierobst)