Steinpilze, Champignons, Braunkappen, Austernpilze, Shiitake – vielen läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn sie nur von diesen Leckereien hören. Jeder, der gerne Pilze isst, weiß: Selbst suchen beschränkt sich auf eine gewisse Jahreszeit und kann sehr mühselig sein, kaufen ist relativ teuer. Warum also nicht mal selbst im Garten Pilze anbauen?
Pilze anbauen – ein wenig Grundwissen
Pilze betreiben keine Photosynthese, sie sind im Grunde also gar keine Pflanzen. Der Fachmann würde sie als Saprophyten bezeichnen. Alternative Namen sind auch Moderpflanzen oder Fäulnispflanzen. Nun ja, das hört sich eher unappetitlich an, aber wollen wir uns von solchen Bezeichnungen nicht beeinflussen lassen.
Wer Speisepilze anbauen möchte, der muss somit auch wissen, dass man den Pilz nicht im Blumenladen kaufen und ihn dann einfach in den Boden auspflanzen kann, so wie das bei den herkömmlichen Pflanzen möglich ist. Pilze werden in Kulturen angebaut und brauchen dabei einen entsprechenden Untergrund. Kaufen kann man die Pilze als fertige Kulturen zum Anbau im Haus, oder als sogenannte Pilz-Brut für die Pilzzucht im Garten.
Pilze anbauen: Die Brut
Pilze brauchen ein sogenanntes Trägermaterial. Darin befinden sich die Pilzsporen. Das sind die typischen Pilzfäden, die das entsprechende Material in Beschlag nehmen. Sieht nicht immer schön aus, ist aber notwendig. Als Trägermaterial sind Körner von Getreide oder Hirse ebenso denkbar, wie Strohmehl oder Sägespäne. Wer Pilze selber im Garten anbauen will, der sollte aber lieber auf eine Stäbchen-Brut zurückgreifen. Dabei handelt es sich meist um Holzdübel, die mit dem Myzel durchzogen sind. Diese Stäbchen brauchen dann einen entsprechenden Lebensraum, wozu Strohballen oder Strohpellets besonders geeignet sind, aber auch Holzstämme, die man entsprechend vorbereiten muss.
Pilze anbauen: So funktioniert´s
Wollen Sie Strohballen verwenden, dann sollten diese hochdruckgepresst sein. Die Ballen werden zwei Tage in Wasser gelegt und somit vollständig durchtränkt. Nach dem Abtropfen der Ballen wird in einem regelmäßigen Abstand von ca. 20 Zentimetern die Brut ausgebracht. Stecken Sie dazu die Holzdübel einfach tief in den Strohballen hinein – diese Prozedur nennt man auch spicken. Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen und damit das Wachstum des Myzels zu fördern, decken Sie die Strohballen nun mit einer Folie ab. Idealer Zeitpunkt sind die Monate April und Mai, achten Sie darauf, dass die Temperaturen schon relativ hoch sind. Pilze lieben es warm, unter der Folie sollte die Temperatur nicht unter 20 Grad sinken. Somit ist klar, dass ein Sonnenplatz ideal ist, der für entsprechende Temperaturen sorgt.
Pilze selber anbauen können Sie draußen auch mit Hilfe von Strohpellets. Diese werde mit Wasser angefeuchtet, sodass sie aufquellen können. Nun kommt die Brut dazu, die in diesem Fall aus einer Körner- bzw. Substratbrut besteht. Anschließend die Masse in Kunststoffsäcke füllen, verschließen und einige Luftlöcher hineinstechen. Gelagert wird bei ca. 15 Grad an einem schattigen Ort. Sobald Sie das weiße Myzel sehen (Dauer ca. drei bis vier Wochen) können Sie den Plastiksack entfernen und die Pilzkultur an einen hellen Standort stellen. Achtung: direkte Sonne vermeiden! Alternativ können Sie die Pellets auch in einen Blumentopf geben, mit Wasser zu einem Brei vermischen und das Substrat untermengen.
Eine weitere und vor allem sehr lang gute Möglichkeit, Pilze im Garten anzubauen, ist es, sie auf einem Holzstamm auszubringen. Das Holz sollte relativ frisch geschlagen sein (ca. vier Wochen vorher). Der Stamm oder dicke Ast sollte rund einen Meter lang sein, vor der Impfung mit den Pilzsporen gut gewässert werden und danach etwa 20 Zentimeter tief im Boden eingegraben werden. Nun haben Sie drei Möglichkeiten, das Holz zu impfen: Mit der Kopf-Impfung, der Bohrloch-Impfung oder der Schnitt-Impfung.
Bei der Kopf-Impfung wird eine Baumscheibe abgesägt, auf die Schnittstelle kommt Körnerbrut und anschließend wird die Scheibe wieder mit einem Nagel aufgesetzt. Die Schnittstelle verkleben Sie mit Klebestreifen. Bei der Bohrloch-Impfung werden in regelmäßigen Abständen rund um den Stamm etwa drei Zentimeter tiefe Löcher gebohrt und darin eine Stäbchenbrut ausgebracht. Versiegeln Sie nun jedes Loch mit Klebestreifen, alternativ mit Kerzenwachs. Bei der Schnitt-Impfung werden mit der Motorsäge mehrere Kerben (etwa fünf Zentimeter tief) in das Holz geschnitten. Auch hier wird Körnerbrut ausgebracht, das herausgeschnittene Holzstück wieder eingesetzt und wie bei der Kopf-Impfung verschlossen. Mit dem Anbau von Pilzen auf Holzstämmen können Sie viele Jahre lang ernten, denn das Myzel ernährt sich vom faulenden Holz und holt sich die nötigen Nährstoffe.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Besonders schnell geht es, wenn Sie zwischen zwei Sperrholzplatten, die sie in Wasser haben quellen lassen, Körnerbrut streichen und die Platten, an den Ecken mit Schrauben fixiert, in Folie einwickeln. Übrigens: Es muss sich ein weißer Belag bilden damit auch alles geklappt hat. Sofern Sie braunen oder schwarzen Schimmel feststellen, ist die Impfung misslungen.
Bild: © Vera Kuttelvaserova – Fotolia.com (#72543812 – mushrooms – champignons cultivated on a farm)